Ansicht zum Drucken öffnen
 

Jörn Kausch

"Konstruktionen"

  • 09.06. - 21.07.2024

     

Der 1953 geborene Rastatter Bildhauer Jörn Kausch studierte 1975-80 an der Karlsruher Kunstakademie bei Wilhelm Loth und schloss eben dort mit dem Staatsexamen als Kunsterzieher seine Ausbildung ab. Er lehrte 4 Jahre in der Klosterschule des Klosters Maulbronn und ab 2000 am Tulla Gymnasium in Rastatt.  Ebendort baute nach eigenen Plänen Atelier und Wohnhaus, wo er bis heute seinen Lebensmittelpunkt hat.

 

Den Tag über pendelt er zwischen Haus und Atelier. Oft nur wenige Stunden Schaffen in der Werkstatt werden begleitet von häufig wiederholten Reflektionsphasen im Privaten. Das Atelier hat alles, was er braucht, auf kleinem Raum. Immer wieder Ruhe gewinnen, überlegen, im Kopf konstruieren, ist seine Arbeitsmethode. Der Abstand zu den Plänen und Vorskizzen muss gewahrt bleiben, um neu zu überdenken, welche der „Schmierskizzen“ es verdient, in Groß umgesetzt zu werden. Die erste Schaffensphase bleibt „geheim“. Proportionen, Zahlenverhältnisse probiert der Künstler aus und verwirft sie wieder. Diese sehr spannende Entwicklungsphase „geht keinen etwas an“, nur die fertigen Konstruktionen sind für die Öffentlichkeit gedacht. Seine Formfindung ist eine introvertierte, grüblerische Arbeit. 

 

Belohnt wird die Mühe, wenn  entspannt und klar die Figuren, Stelen, Vasen, Konstruktionen vor dem Betrachter stehen. Besonders in der freien Landschaft entwickeln sie ihre Schönheit und Kraft im Wechselspiel mit der Natur. Da ahnt man nicht mehr ihren Ursprung aus einer Mini-Skizze, zuerst als Papiermodell versucht, danach Punkt für Punkt vergrößert und auf Schichtholzplatten übertragen, ausgesägt, montiert. Seine Bildhauerei entwickelt sich aus der Fläche, die Wirkungen, Schatten und Innenräume sind durchgeplant , am Modell studiert und immer wieder verbessert bis zum endgültigen Werk.

 

Jörn Kausch füllt mit 25 Werken die Räume im ersten Obergeschoss des Alten Dampfbads. Die meisten Werke sind ganz frisch und extra für die Ausstellung entworfen. Leicht kommen sie daher die Kausch-Skulpturen, elegant, mit zurückhaltenden Farben. 

 

Ein großes Thema ist das Relief, ist es noch Relief? Sehr weit wölben sich seine Räume aus Schichtholzplatten von der Wand in den Ausstellungsraum. Nur den Nagel brauchen sie als Halt an der Fläche. Und das Licht! Die Beleuchtung formt Figurensilhouetten auf der weißen Wand. So entsteht ein neues Objekt aus Schatten und Skulptur. Zusammen bilden sie ein Ganzes, das viel größer ist als der Ursprungskörper. Durch die Projektionen und das Schattenspiel erkennt man die Vielfalt der Holzkuben, ihrer Kurven und Öffnungen. Das skulpturale Konstruktionsverfahren ist nicht immer leicht zu entschlüsseln und verlangt äußerste Präzision bei der Umsetzung.

 

Bei den aktuellen Arbeiten werden konvexe und konkave Formen ineinander gesteckt, die Kausch vorher aus dünnen Platten gesägt hat. Negative und positive Schwünge ergänzen sich und bilden einen Körper. Bei aller Abstraktion entwickeln diese Stelen auch figürliche Assoziationen. Sie lassen bei wechselnder Beleuchtung immer wieder neue Schattenbilder und Schattenräume entstehen, strahlen aber zugleich eine unheimliche Ruhe und innere Schönheit aus.

Kausch_1
Kausch_2
Kausch_3