Johanna Helbling-Felix
vom 10.April bis 22.Mai 2022 in der Gesellschaft der Freunde junger Kunst GFjK im Alten Dampfbad
Die Künstlerin ist Zeichnerin, ihr Thema ist die Landschaft. Soweit gilt dies für viele KünsterInnen. Aber Johanna Helbling-Felix meint mit Landschaft etwas anderes als die meisten von uns. Wir sind Fußgänger, Fahrrad- oder Autofahrer, wir er-leben oder er-fahren die Räume und Landschaft auf Augenhöhe bei ca. 160 cm. Wenn Johanna von Landschaft spricht, so nimmt sie diese fast immer aus 500 -1500 m Höhe wahr!
Als begeisterte Segelfliegerin und ebenso häufig als Co-Pilotin ihres Mannes, nimmt sie die Topografie, die Landschaft mit Abstand wahr, aber nicht distanziert. Diese leichte, schwebende Position des Fliegers, fast geräuschlos, nur vom Wind begleitet. Stille füllt den Raum. In dieser Sphäre der Ruhe und des offenen, weil horizontfernen Terrains werden Berg und Tal, Wiese und Strand eindringlicher wahrgenommen, bedeutender, nicht getrieben vom Takt der Zeit, abgelenkt vom Singen eines Vogels. Es ist wie ein Inhalieren der Situation aus besonderer Perspektive.
Kleinparzellige Äcker werden zum Schachbrett. Große Agrarflächen prägen eine Gemarkung, nur unterbrochen von verästelten Wegen. Siele und Priele mäandern im Wattenmeer und verändern bei wechselndem Licht ihren Schattenwurf, unstetig und immer anziehend und einnehmend, und bilden eine schier endlose Zahl von Strukturen, Formen, Linien und Zeichen.
Was bleibt, was erinnert die Künstlerin, was führt die Hand beim Zeichnen? Es ist nicht das Abbild der Landschaften, die sie beim Überflug wählte. Das meistert sie mit ihren zahlreichen Luftfotografien sehr treffend und detailgetreu.
In ihren Zeichnungen und Collagen reduziert sie das Gesehenen, gleichsam als sparsame Widergabe der empfundenen (sinnlich erlebten) Räume und Flächen auf Papier. In ihren Bildern und Zeichnungen schafft sie eine neue, eine Bild-Realität für den am Erdboden gebliebenen Betrachter. Gewohnte Perspektiven, in denen „Nichtflieger“ sich orientieren, werden durch die Eindrücke aus der Sicht des Fliegers so weit verändert, dass der „Erdling“ versucht ist, sie als abstrakte Bilder zu lesen. Reicht sie uns den Schlüssel und verrät ihre Leidenschaft für die Lüfte, dreht und kreist unser Koordinatensystem und das ruhige Bildfenster wird zum Film.
1948 in Sasbach am Kaiserstuhl geboren
1985-1990 Studium an Europäische Akademie für Bildende Kunst Trier Freies Zeichnen bei Prof. Harald Fuchs & Prof Ulf Rungenhagen Studienaufenthalte in Meisterklassen der Universität Augsburg, Kloster Irsee
2004 Auslandsaufenthalt Artist in Residence in Sydney