Pressetext Josef Felix Müller
Der Schweizer Künstler Josef Felix Müller betreibt seit den späten 70er Jahren eine Selbstreflexion. Er versteht sich bei all seinen Aktivitäten als Künstler, Verleger, Kunstvermittler und Kulturpolitiker auch als Tümpelforscher. Das Gesehene und Erlebte wird malerisch oder in Form von skulpturalen Arbeiten transformiert.
Bekannt wurde Müller in den frühen 80er Jahren. Der Staatsanwalt von Fribourg beschlagnahmte 1981 mit einem grossen Polizeiaufgebot drei grossformatige Bilder, die der Künstler in drei Nächten für die Ausstellung «FRI - ART» gemalt hatte. Dargestellt waren erregte Männergestalten bei rituellen Handlungen mit Tieren. Diese Beschlagnahmung führte zu mehreren Prozessen gegen den Künstler zum Thema Kunstfreiheit bis zum Europäischen Gerichtshof in Straßburg. Erst 1989 wurden die Bilder wieder an den Künstler ausgehändigt.
Ab 1982 machte sich Josef Felix Müller auch als Bildhauer einen Namen. Aus riesigen Baumstämmen fräste er mit der Kettensäge Menschengestalten. Die Skulpturen wurden unter anderem angekauft vom Kunstmuseum Basel, dem Bündner Kunstmuseum, dem Kunsthaus Zürich, vom Musée d’art et d’histoire in Genève und von der Sammlung Ludwig in Wien und Budapest. In diesen Jahren entstanden auch umfangreiche Zeichnungsserien und ein grosses druckgrafisches Werk.
1985 gründete der Künstler den Vexer Verlag als Kunstprojekt. In den letzten 35 Jahren sind in diesem Verlag rund 150 Künstlerbücher, Editionen und Auflagenobjekte von befreundeten Künstler*innen entstanden. Seit 2015 arbeitet auch seine Tochter Vera Ida Müller, die als Künstlerin in Berlin lebt, an diesem Kunstprojekt mit.
Josef Felix Müller initiierte 1985 zusammen mit Freunden die Kunsthalle in St. Gallen und amtete bis 1996 als erster künstlerischer Leiter dieser Institution.
Um die Jahrtausendwende folgte ein radikaler Schnitt in seiner Arbeit. Josef Felix Müller konzentrierte sich in den letzten zwanzig Jahren auf grossformatige Malereien, die in einem vollkommenen Verzicht auf die menschliche Figur mündete. Er fotografierte bei Wanderungen und Spaziergängen Naturmotive, die er dann malerisch, in monatelanger Arbeit und in vielen Schichten mit Ölfarbe auf die Leinwände übertrug. Dieser Rückzug auf die Naturbetrachtungen bewirkte eine Läuterung und weckte ein neues Verständnis für Strukturen, Farben und Licht.
In der aktuellen Ausstellung in Baden Baden knüpft Josef Felix Müller an seine frühen Arbeiten an und spannt einen Bogen von den 80er Jahren bis heute. Auf einem Monitor wird der Film »Bad» von 1983 in einer Endlosschlaufe präsentiert. Der Künstler sitzt zusammen mit seiner Frau total entspannt in der Badewanne. Umrahmt wird die Badeszene von naturalistisch gemalten Blütenblättern aus dem eigenen Garten. Die Idee für die aktuelle Ausstellung «Selbst im Regen» entstand bei vielen Spaziergängen in allen Wetterlagen, bei denen Müller tausende von Astgabeln in allen Formen und unterschiedlichen Grössen «erntete». Diese Sammlung von Natur konfrontiert der Künstler mit dem eigenen Körper-empfinden und mit Aufzeichnungen von spontanen, persönlichen Einfällen. Diese ironischen Selbst-betrachtungen dienen der Erheiterung des Künstlers und des kunstinteressierten Publikums. Der Künstler als Gedankenfänger, der gelernt hat, über sich selbst zu lachen.
Die Ausstellung wird unterstützt durch die Kulturförderung des Kantons St.Gallen